Handwerkliches Können, modernste Technologie,
gute Materialien und das Streben nach bestmöglicher Qualität charakterisieren die Firma Gobbi.
Sie ist auf die Fertigung hochwertiger Küchenarbeitsplatten spezialisiert,
der alte Standort entsprach den Anforderungen nicht mehr.
Die Geschäftsführer von Gobbi sind Perfektionisten:
In der präzise reduzierten Produktionsstätte in Höchst,
von den Architekten Ralph Broger und Holger Fritz entworfen,
manifestiert sich die spezifische „Corporate Identity“ von Gobbi unmissverständlich.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Nicolas Felder

Im Süden breitet sich eine wundervolle wilde Wiese vor der Produktionsstätte von Gobbi aus: Hier wirkt das Gebäude mit seiner langen Holzlattenfassade wie eine Mischung aus abstrakter Land-Art und Stadel.
Anspruchsvolle Ausgangs-situation: Das Grundstück liegt an der Alemannenstraße, also unmittelbar an der Naht zwischen Ort und Indus-triegebiet.

Das Grundstück liegt an der Alemannenstraße, also unmittelbar an der Naht zwischen Ort und Industriegebiet. Im Norden reihen sich Betriebsstätten, Lagerhallen und Verladeplätze aneinander. Im Osten und Westen scharen sich Einfamilienhäuser mit kleinen Gärten um das Baufeld, im Süden aber schließt eine wundervolle wilde Wiese mit hohen Gräsern, Blumen und einem schönen, alten Baum an. Die Architekten Ralph Broger und Holger Fritz reagierten mit einem Baukörper, der auf den ersten Blick simpel wirkt, aber sehr raffiniert ist.

Der Showroom erweitert sich zu einer Terrasse, die von den umlaufenden Lamellen der Fassade etwas blickgeschützt und daher von außen nicht gleich erkennbar ist. Sie ist bei Chefs und Mitarbeitern gleichermaßen beliebt.
Nachhaltigkeit war bei Planung und Bau der Produktionsstätte von Gobbi ein großes Thema. Vor dem Eingang parken firmeneigene Räder für Mitarbeiter, der Fuhrpark ist bewusst klein.

Die neue Betriebsstätte von Gobbi ist ein Quader von 46 Meter Länge, 24 Meter Breite und neun Meter Höhe, der mit schmalen, vertikalen Latten aus Weißtanne verkleidet ist. In 4,50 Meter Höhe – was dem Zufahrtstor in die Halle entspricht – verläuft eine zarte, leicht vorstehende, horizontale Linie rund um das Gebäude. Diese wirft Schatten, schützt vor Regen und bildet einen feinen Kontrast zu den vertikalen Latten. Die aufeinander bezogenen Proportionen, die Reduktion auf eine einfache, starke Form und wenige hochwertige, mit handwerklicher Sorgfalt verarbeitete Materialien schaffen ein Gebäude, dem man seine Funktion als Produktionsstätte nicht zuschreiben würde. Seine Rückseite ist nur Fassade – als Zwitterwesen aus einem Stück abstrakter Land-Art und alterslosem landwirtschaftlichen Nutzbau harmoniert sie wunderbar mit Wiese, Baum und Himmel. „Dieses Gebäude ist eine Gratwanderung zwischen Wohn- und Betriebsgebiet“, so Emanuel Nagel. „Es spiegelt wieder, dass wir etwas anders sind.“ Es wirkt rätselhaft, weil sich die Fassade als homogene Hülle über die Fenster und um das ganze Haus herumzieht. Einzig am Eck, wo der Eingang liegt, ist unter der waagrechten Linie ein quadratisches Volumen ausgeschnitten: Es schafft einen witterungsgeschützten Vorbereich, an dessen weißtannenweiche Innenwand der Schriftzug „GOBBI“ angebracht ist: präzise aus dunklem Naturstein gefräst. „In seiner Materialität ist dieses Gebäude sehr ehrlich. Wir wollten, dass es dem Kunden unter die Haut geht, dass er spürt, was wir machen“, sagt Renato Gobbi. Nachhaltigkeit spielte bei Planung und Bau eine große Rolle. Die wesentlichen Materialien – Sichtbeton, Weißtanne und Naturstein – sind wertig und haltbar.

Nachhaltigkeit war bei Planung und Bau der Produktionsstätte von Gobbi ein großes Thema. Vor dem Eingang parken firmeneigene Räder für Mitarbeiter, der Fuhrpark ist bewusst klein.
„Wir leben für unser Produkt, wir produzieren selbst,
wir wollten unseren Mitarbeitern und uns einen schönen Arbeitsplatz schaffen.
Wenn man so will, ist das Gebäude unser Slogan.“

Emanuel Nagel und Renato Gobbi
Bauherren

Vor dem Eingang parken Firmenräder, die Mitarbeiter wohnen alle im Dorf, der Fuhrpark ist klein, Wärmepumpen, Betonkernaktivierung und Photovoltaik am Dach erzeugen einen Überschuss an Strom. Hinter der Rezeption führen eine Treppe in den ersten Stock und ein langer Gang zu den Büros, Chefs und Mitarbeiter auf einer Ebene. Die Räume sind mit Weißtanne ausgekleidet, der Boden ist aus Sichtbeton, zwischen den Lamellen vor den Fenstern fällt die Sonne herein und man blickt auf die Straße, ohne gesehen zu werden. Emanuel Nagel: „Ich fühle mich wohl am Morgen, wenn ich komme – und am Abend, wenn ich gehe, schaue ich zufrieden zurück.“ Ein größeres Kompliment kann man einem Arbeitsplatz kaum machen. Das Herz der Firma ist die Produktionshalle: 45 Meter lang, 18 Meter breit und 7,80 Meter hoch bestimmte sie die Dimension des Gebäudes. Hier stehen die CNC-Maschinen, werden Natursteine gelagert, Arbeitsplatten zugeschnitten, Oberflächen poliert, Kanten geschliffen und gefast, auf Fehler kontrolliert. „Wir verwenden die neuesten Technologien, das Handwerk ist aber immer noch wichtig“, erklärt Nagel. Das menschliche Auge ist der beste Kontrolleur. Oberlichtbänder und Lichtkuppeln sorgen für gutes Licht, dank Akustikdecke ist es erstaunlich ruhig. Eine Box im Raum dient als dezenter Müllplatz, ihr Flachdach dient Kund(inn)en als Fotopunkt – und den Mitarbeitern als Fitnesstudio zum Training von Rücken- und Bauchmuskulatur. Alles ist bewundernswert sauber und aufgeräumt.

Herzstück der Firma: Die Produktionshalle ist 45 Meter lang, 18 Meter breit und 7,80 Meter hoch. Sie bestimmte die Dimension des Gebäudes.

In der Mitte des Showrooms im Obergeschoß steht ein Küchenblock, an dem jedes Detail entworfen und maßangefertigt ist. Ein Korpus aus massiver Weißtanne, in die Arbeitsplatte aus Nero assoluto wurde ein Magnet eingearbeitet, an dem Tücher halten. An die Stirnseite des Raumes schließt eine Terrasse an. Hier verbringen Mitarbeiter ihre Pausen, kochen oder wärmen ihr Essen auf. „Es ist schön, dass diese Küche auch verwendet wird und die Arbeitsplatte eine gewisse Patina hat“, sind sich Gobbi und Nagel einig. „Wir leben für unser Produkt, wir produzieren selbst. Wenn man so will, ist das Gebäude unser Slogan.“

Fotopunkt: Vom flachen Dach der Box, in der dezent der Müllraum steckt, hat man den besten Blick auf die Produktion.
In den Büros im Erdgeschoß arbeiten die Mitarbeiter und die Chefs auf einer Ebene in Räumen, die mit Weißtanne verkleidet sind. Die Lamellen vor den großen Fenstern sorgen für natürliches Licht und Blickschutz.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Produktionsstätte Gobbi, Höchst

Bauherr Renato Gobbi, Emanuel Nagel

Architektur DI Ralph Broger mit Holger Fritz, Bezau, www.arch.broger.at

Statik Mader + Flatz, Götzis

Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär, Energiekonzept: Westo, Lustenau; Bauphysik: DI Bernhard Weithas, Lauterach

Planung 07/2017 – 02/2018

Ausführung 02/2018 – 01/2019

Grundstücksgröße 3756 m²

Nutzfläche 1020 m²

Bauweise Holzbau

Besonderheiten Photovoltaik deckt mehr als den gesamten Verbrauch (davon 45 % direkt); reduzierter Wasserverbrauch für Steinbearbeitung durch Wasseraufbereitung

Ausführung Generalunternehmer, Holzbau: Sohm, Alberschwende; Baumeister: Brunner, Höchst; Spengler: Baldauf, Doren; Heizung, Lüftung, Sanitär: Westo, Lustenau; Elektro: Kirchmann, Langen bei Bregenz; Landschaftsbau: Brunner, Höchst

Energiekennwert 47 kWh/m² im Jahr (Büro)

Baukosten 1,5 Mill. Euro