Kostenintensiv: Auszug aus dem „Hotel Mama“
25,2 Jahre sind junge Österreicher durchschnittlich alt, wenn sie das elterliche Nest verlassen und in ihre eigenen vier Wände ziehen. Das geht aus einer Statistik-Studie hervor. Weitere Erhebungen zeigen, dass immer mehr junge Erwachsene den Auszug nach hinten schieben – vor allem Männer. Einer Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) zufolge lag der Anteil der 29-jährigen Männer, die zu Hause lebten, im Jahr 2014 bei 30 Prozent. Fast 40 Jahre davor waren dies lediglich rund 15 Prozent. Etwas anders sieht das bei jungen Frauen aus: 2014 lebten 15 Prozent der 29-jährigen Frauen noch im Elternhaus, 1971 lag dieser Anteil noch unter zehn Prozent.
Die Verzögerung des Auszugs sei wohl die Folge anderer Verzögerungen im Lebenslauf, heißt es in der Studie. Im Hinblick auf den Auszug sei die finanzielle Hürde mittlerweile die größte Herausforderung für junge Leute. Die Berufskarriere ist heutzutage viel instabiler. Der Einstieg ins Berufsleben ist schwieriger, dauert länger und erfolgt später. Oft fällt dafür die Bezeichnung als „Generation Praktikum“.
Hohe Kosten für Junge
Hinzu kommt, dass die Wohnungskosten für jüngere Haushalte deutlich höher sind als für ältere. Zieht man jetzt in eine Mietwohnung, zahlt man deutlich mehr, als Mieter mit älteren Verträgen. Egal wie viel man verdient, die Miete ist ein großer Posten im monatlichen Budget. Deshalb sollte man sich schon vor der Wohnungssuche genau überlegen, was man dafür ausgeben kann, ohne auf allzu viel verzichten zu müssen Miete ist nicht gleich Miete. Deren Höhe hängt von vielen Faktoren ab: vom Wohnungsmarkt, von der Region, in dem die Wohnung liegt, und von allgemeinem Zustand und der Größe des Objekts. Wer viel Inserate liest und Wohnungen anschaut, bekommt schnell ein gutes Gefühl für die aktuelle Lage.
Was noch dazu kommt
Die Miete wird einen erheblichen Teil der monatlichen Ausgaben ausmachen, aber das ist nicht alles. Es sollte darauf geachtet werden, was alles in der Miete enthalten ist, die bezahlt werden muss. Manchmal etwa, wenn es im Haus eine Zentralheizung gibt, sind die Warmwasser- und Heizkosten schon bei der Bruttomiete dabei. Manchmal kommen diese noch extra dazu. Eine höhere Bruttomiete inklusive Heizung kann billiger sein als eine niedrigere, bei der die Heizkosten extra zu bezahlen sind. Strom, Alltägliches und andere Zahlungen kommen jedenfalls zudem noch dazu.
Im Blick haben sollte der „Nestflüchter“ weiter einmalige Ausgaben wie etwa Provision, Kaution, Möbel-, Elektrogeräte-, Gebrauchsgegenständekauf und weitere Kosten für die Einrichtung. Beim Strom ist zu beachten der eigene Verbrauch, aber auch der allgemeine Verbrauch wie etwa für die Beleuchtung im Stiegenhaus ist Teil der Monatsmiete. Nicht zu vergessen sind die Lebenshaltungskosten, dazu gehört alles, was den Alltag ausmacht, also Versorgung, Bekleidung, Kosmetik, Handy, Internet, Reisen und so weiter. Das Ausziehen von zu Hause ist ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Die erste eigene Wohnung ist etwas ganz Besonderes. Deshalb sollte man sich Zeit nehmen und sich gut vorbereitet um das neue Zuhause kümmern.
Checkliste anlegen
Neben der Prüfung, ob der finanzielle Rahmen hält, sollte überlegt werden, wie man künftig wohnen will. Eine Checkliste hilft: Wie groß soll die Wohnung sein? Welche Raumaufteilung wird gewünscht (etwa Küche oder reicht eine Kochzeile)? Wird ein Balkon bzw. eine Terrasse gewünscht? Soll es Alt- oder Neubau sein? Oder ist das egal? Ist die Nähe zur Arbeit/Ausbildung/Uni, Verkehrsanbindung, Supermärkte, Cafés, Park usw. passend?
Der Traum von der ersten eigenen Wohnung ist zum Greifen nah. Nun ist der Mietvertrag zu prüfen und zu unterzeichnen. Im Mietvertrag werden Details zu Vertragsdauer, Miete oder Hausordnung geregelt. Es empfiehlt sich, diesem schriftlich aufzusetzen, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen. Es folgt die Wohnungsübernahme, dabei wird der Schlüssel für die erste eigene Wohnung übergeben. Tipp: Wohnung unbedingt nochmals mit der Vermieterin oder dem Vermieter besichtigen und etwaige Mängel oder Schäden in einem Wohnungsübergabeprotokoll schriftlich festhalten.
Wer eine neue Wohnung bezieht, hat in der Regel eine Kaution zu hinterlegen, die beim Auszug rückerstattet wird. Sie ist bei der Schlüsselübegabe in bar, per Überweisung – nach Anfertigung eines Übergabeprotokolls – an die Vermieterin oder den Vermieter zu übergeben.
Teures Unterfangen
Die erste eigene Wohnung ist oftmals ein teures Unterfangen. Wenn man noch in der Ausbildung ist oder studiert, kann das schnell ein tiefes Loch ins Portemonnaie reißen. Deshalb sollte bei der Einrichtung darauf geachtet werden, die eigenen vier Wände stilvoll und nicht allzu kostspielig einzurichten. Wenn das Budget begrenzt ist, lassen sich nicht immer direkt alle Möbel auf einmal kaufen. Kleine Wohnungen wirken eh offener, wenn sie sparsam möbliert sind. Gut ist es auch Altes und Neues zu mixen. Nicht alle Möbelstücke müssen neu gekauft werden. Warum nicht das ein oder andere Teil aus dem Kinderzimmer mit ins neue Zuhause nehmen? Weiters sollte auf mehrere kleine statt auf ein großes Möbelstück gesetzt werden. Das wirkt sich oftmals nicht nur erheblich auf den Anschaffungspreis aus. Sollte der Look nicht mehr gefallen, können die Möbel auch viel leichter umgestellt werden. Multifunktionale Möbelstücke sind nicht nur kostengünstiger, sondern sparen auch Platz und sind so ideal für kleine Wohnungen.
Und Möbel kann man auch einfach selber machen. Mit ein paar Paletten lassen sich ideal ein Bettgestell oder Regale bauen. Alte Bierkästen werden zu kleinen Beistelltischen oder Hockern umgewandelt. Oder man holt sich gebrauchte Möbelstücke und upcyclet sie. Und nicht vergessen, wenn die erste eigene Wohnung bezogen ist, muss auch der Wohnsitz umgemeldet werden. Die Anmeldung eines Hauptwohnsitzes oder eines weiteren Wohnsitzes (Neben- oder Zweitwohnsitz) erfolgt bei der Meldebehörde, die für den neuen Wohnsitz zuständig ist.