Mit der Eröffnung eines neuen Hotels und Gasthauses in Lauterach
ist der erste Baustein zur Aufwertung des Alten Marktes gesetzt worden.
Ludescher + Lutz Architekten gelingt damit ein gutes Beispiel für
hochwertige Architektur als Motor für Dorf- und Stadtentwicklung.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: Benno Hagleitner, Elmar Ludescher und Ulla Wälder

Getaucht in ein warmes Rostrot ist der Gasthof „Johann“ ein neuer, markanter Bezugspunkt in Lauterach. Der Standort liegt mitten im historischen Kern, dem Alten Markt, der Hofsteiggemeinde und zugleich im dichten Verkehrsnetz des Rheintals. Auch das war schon „damals“ so, als hier noch der Vorgänger, das alte Gasthaus Engel, stand. Vor wenigen Jahrzehnten noch fuhren hier etwa die Bauern von Wolfurt hinaus ins Ried und machten wie viele andere Gäste Station im Traditionsgasthaus.

Ein Haus mit zentrumsbelebender Funktion – sensibel eingepasst in das bauliche Umfeld.
Die Hotelnutzung in den Obergeschoßen wird durch eine Fassade aus fixen Holzlamellen verhüllt. Das bringt Leben ins Dorf, Licht ins Innere und einen interessanten Akzent für die Wiedererkennbarkeit des Gebäudes.

In den 1960er-Jahren wurde die Landesstraße 190 verlegt. Die Dörfer an das Verkehrsnetz anzubinden und Autos in Städte und Dörfer zu holen, galt damals als Zeichen von Modernität und zeitgemäße Notwendigkeit. Eingriffe dieser Art haben die alten Strukturen von Dörfern stark verändert. Heute ist außer der dicht befahrenen, lauten Straße nicht mehr viel übrig von einem Platz oder Dorfzentrum, das zu neu und anders zu beleben seit vielen Jahren vieler engagierter Überlegungen und Entscheidungen von Politiker(inne)n wie Planer(inne)n bedarf. Gewohnte Strukturen zu verändern braucht Zeit. Lauterach setzt hier immer wieder Akzente, um die verlorenen Zentrumscharakteristika zurückzugewinnen.

Die Architekten Elmar Ludescher und Philip Lutz haben dem „Johann“ mit einer markanten Gestaltung einen Platz im Dorf verschafft.

Eine solche Maßnahme war die Errichtung einer neuen Gastwirtschaft. Nachdem zunächst die Sanierung des alten Gasthauses Engel geprüft und schließlich verworfen wurde –zu aufwendig wäre diese geworden und mit zu vielen Einbußen entgegen den Ansprüchen, denen Hotels und Restaurants heute genügen müssen – hat sich hier das ansässige Unternehmen i+R als neuer Eigentümer und Bauherr, die neuen Pächter Rafaela und Alexander Berger und die Gemeinde mit einem Projekt ins Dorfzentrum eingeschrieben, das nicht nur in seiner Funktion, sondern auch als Gebäude bemerkenswert ist.

„Wir möchten hier
ein hochwertiges und dennoch alltagsnahes Angebot stellen.
Die hochwertige Architektur hilft uns dabei,
unsere Arbeit gut machen zu können.
Der Raum funktioniert und ist schön.“

Rafaela Berger
Pächterin und Gastronomin

Ein Holzhybridhaus, in Höhe und Größe orientiert am bestehenden baulichen Bestand der Umgebung, ist ein erster Meilenstein dieser Zentrumsbelebung. Es entstand genau am Ort seines Vorgängerbaus, eingepasst in die entstandene Lücke. Zwei Eingänge, einer im Norden, einer im Süden, erschließen das Gasthaus. Das Hotel wird direkt von der L 190 aus mit einem eigenen Eingang erschlossen. Ein dritter Eingang ermöglicht an einer Nebenstraße eine diskrete Anlieferung für Küche und Lager. Die Fassaden sind in ein warmes Rostrot getaucht – eine Farbe, die an einigen benachbarten Holzhäusern bereits zu finden ist. Holz und Farbe sollen der Unwirtlichkeit der stark befahrenen und sehr lauten Kreuzung entgegenwirken.

Hell und freundlich. Der „Johann“ beherbergt Gäste in 15 Zimmern.
Fest verankert im Dorf. Rafaela und Alexander Berger führen das Haus als Gastronomen und sind auch die direkten Nachbarn.

Im Inneren folgt das neue Gasthaus dem Prinzip alter Gasthäuser mit Stuben, in diesem Fall einer kleinen und großen, beide separat bespielbar, und einer Bar in der Mitte. Unkompliziert sollte alles sein, leicht überschaubar und gut handhabbar in der Kombination von Hotelbetrieb und Gastwirtschaft. Ersteres wird mit 15 Zimmern geführt, sieben pro Geschoß und ein 15., etwas größeres, im Dachgeschoß. Die Zimmer sind hell und freundlich gehalten, die Stuben in satten, dunklen Tönen. Die Wände wurden in Holz ausgeführt, an Dekoration bewusst gespart, dafür auf hochwertige Materialien und gute Ausführung geachtet. Die wenigen Elemente sind umso aufmerksamer gewählt: Tischwäsche, Besteck, Geschirr fügen sich ins Gesamtbild – alles ist einfach und sehr, sehr gut. Die Beleuchtung taucht den Raum abends in ein warmes Licht. An den Wänden hängen sorgsam ausgewählt und gut platziert Kunstwerke von Marco Spitzar, selbst einen „Johann“ gibt es hier.

Satte, warme Töne für eine gemütliche Atmopshäre und schlichtes, gutes Mobiliar.
Die zentrale Bar ist heißt Gäste willkommen und ist ein multifunktionaler Mittelpunkt für die Gastronomie und den Hotelbetrieb.
Gediegenes Ambiente mit Ausblick ins Dorfleben. Die Gaststuben im Erdgeschoß sind großzügig verglast.

Im Inneren folgt das neue Gasthaus dem Prinzip alter Gasthäuser mit Stuben, in diesem Fall einer kleinen und großen, beide separat bespielbar, und einer Bar in der Mitte. Unkompliziert sollte alles sein, leicht überschaubar und gut handhabbar in der Kombination von Hotelbetrieb und Gastwirtschaft. Ersteres wird mit 15 Zimmern geführt, sieben pro Geschoß und ein 15., etwas größeres, im Dachgeschoß. Die Zimmer sind hell und freundlich gehalten, die Stuben in satten, dunklen Tönen. Die Wände wurden in Holz ausgeführt, an Dekoration bewusst gespart, dafür auf hochwertige Materialien und gute Ausführung geachtet. Die wenigen Elemente sind umso aufmerksamer gewählt: Tischwäsche, Besteck, Geschirr fügen sich ins Gesamtbild – alles ist einfach und sehr, sehr gut. Die Beleuchtung taucht den Raum abends in ein warmes Licht. An den Wänden hängen sorgsam ausgewählt und gut platziert Kunstwerke von Marco Spitzar, selbst einen „Johann“ gibt es hier.

Stiegenskulptur. Aus der Proble- matik von zu wenig Platz wurde im Entwurfsprozess eine formschöne Stiegenkonstruktion erdacht.

Sommerpause Ab 7. September hat der „Johann“ wieder für Sie geöffnet. www.gasthaus-johann.at

Daten & Fakten

Objekt JOHANN | Hotel und Gasthaus am Alten Markt, Lauterach

Bauherr i+R Gruppe GmbH, Lauterach

Architektur Ludescher + Lutz Architekten ZT GmbH, Bregenz

Statik Ernst Mader + Markus Flatz Baustatik ZT GmbH, Bregenz

Bauphysik Lothar Künz ZT GmbH, Hard

HSL GMI Ing. Peter Messner GmbH, Dornbirn

Geologie 3P Geotechnik ZT GmbH, Bregenz

Planung 2015–2017

Ausführung 3/2018–12/2018

Grundstücksgröße 429 m²

Bebaute Fläche 430 m²

Auszeichnungen best architects Award 20 in Gold; Vorarlberger Holzbaupreis 2019 | Anerkennung

Generalunternehmer i+R Industrie- & Gewerbebau GmbH, Lauterach

Energiekennwert (HWB) 31 kWh/m² im Jahr

Baukosten 3,8 Mill. Euro Gesamtinvestition