Wo sich einst ein funktionaler Parkplatz vor der Raiffeisen Landesbank befand, lädt heute eine blühende Oase zum Verweilen ein. Außerdem zeigt im hinteren Bereich des Areals ein neuer Mitarbeiter(innen)garten, wie aus einer ursprünglich kleinen Planungsidee weit mehr werden kann: Aufenthaltsqualität für Menschen, Lebensraum für Tiere – und ein Stück gelebte Nachhaltigkeit mitten in der Stadt.

Text Isabella Marboe · Fotos Bruno Klomfar

Am Anfang stand der Plan einer Baumreihe entlang eines neuen Landesradweges an  der Rheinstraße. Doch schon bald wuchs die Vision: Der gesamte Vorplatz und schließlich auch ein großzügiger Mitarbeiter(innen)garten wurden neu gedacht. Was mit einer Bepflanzungsidee begann, entwickelte sich zu einem Prozess, in dem Planerin, Ausführende und Bauherrschaft eng zusammenarbeiteten. „Vom ersten Workshop bis zur Fertigstellung hatten wir immer das Ziel vor Augen: mehr Qualität im öffentlichen Raum – und gleichzeitig mehr Natur“, so Landschaftsarchitektin Maria Anna Schneider-Moosbrugger. Der Vorplatz der Bank präsentiert sich heute als grüne Stadtoase. 1200 Quadratmeter Blütenstauden- und Gräser Pflanzungen, 24 neu gesetzte Bäume und ein Brunnen aus Stahl und einer Sandsteinplatte verwandeln den Zugangsbereich zur Bank in einen lebendigen Treffpunkt.

Handbaden im Wasser, das Spiel von Licht und Schatten, das Summen der Insekten – die Natur ist zum sichtbaren Mehrwert geworden. Auch Material- und Farbkonzept wurden bewusst gewählt: Farbasphalt in einem warmen Gelb-Ocker, Pollerleuchten und Müllbehälter aus Manufakturen, jedes Detail vermittelt Wertigkeit und Nachhaltigkeit. Der Mitarbeiter(innen-garten hinter dem Gebäude setzt noch eins drauf: Auf einer Sonnenterrasse laden runde Tische und hochwertige Sitzmöbel aus Accoyaholz und Stahl aus dem Bregenzerwald zu Begegnungen auf Augenhöhe ein. Bei dieser Holzart handelt es sich um ein Kiefernholz, das durch Acetylierung (Behandlung mit Essigsäure) an Dimensionsstabilität und Dauerhaftigkeit gewinnt. In einem Obstquartier gedeihen alte Sorten wie Gravensteiner oder Boskoop, daneben locken Beerensträucher und ein Kräutergarten zum Naschen und Ernten. Aronia, Hagebutte und Kornelkirsche bilden eine wilde Hecke, die Vögeln, Insekten und auch den Mitarbeitenden Freude bereitet.

„Wir wollten mehr als ein Gestaltungselement. Wir wollten einen lebendigen Ort, der Menschen
zusammenbringt und gleichzeitig ökologischen Mehrwert schafft.“

Petra Unterkircher
Raiffeisen Landesbank

Die Vielfalt ist bewusst gewählt: Wer im Sommer Himbeeren erntet, im Herbst einen Boskoop pflückt oder im Winter den Staudenbestand als Vogelfutter stehen sieht, spürt, dass dieser Garten im Rhythmus der Jahreszeiten lebt. Das Projekt überzeugt nicht nur durch Schönheit, sondern auch durch Funktion. Begrünte Flächen versickern Starkregen, Bäume und Stauden sorgen für Kühlung an heißen Tagen. Zukunftsbäume, klimafitte Stauden und vielfältige Blühaspekte fördern die Biodiversität. Selbst im Winter bleibt das Areal belebt: Stauden dienen als Nahrung für Vögel und als Winterschutz für Insekten.Besonders wichtig war Planerin und Bauherrschaft die ökologische Vernetzung. Der Garten ist kein isoliertes Projekt, sondern Teil eines größeren grünen Netzwerks in der Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Erawäldele“. Wildbienen, Vögel und Kleinsäuger finden hier neue Nahrungsquellen und Rückzugsorte.

„Wir wollten einen lebendigen Ort, der Menschen zusammenbringt und ökologischen Mehrwert schafft“, so Petra Unterkircher von der Raiffeisen Landesbank. Dass dieses Ziel erreicht wurde, zeigen die Rückmeldungen: Der neue Außenraum fördert nicht nur die Erholung, sondern auch die interne Kommunikation und die Teamkultur.Auch nach außen wirkt die Neugestaltung. Der Vorplatz gibt der Bank ein sichtbares Gesicht im öffentlichen Raum. Passant(inn)en halten an, um eine Pause einzulegen, sie verweilen am Brunnen, und die Bepflanzung lädt zum Hinschauen und Entdecken ein. Der Außenbereich ist so zum Begegnungsraum für Mitarbeiter(innen), Kund(inn)en und Besucher(innen) geworden.

Der neue Mitarbeiter(innen)garten steht sinnbildlich dafür, wie aus einer kleinen Idee ein großer Mehrwert entstehen kann. Statt einer funktionalen Randgestaltung entstand ein Ort, der Klimaresilienz, Artenvielfalt und Gemeinschaft verbindet. Das Projekt zeigt, dass nachhaltige Freiraumgestaltung nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich und kulturell wertvoll sein kann.Besonders spannend ist dabei die Vielfalt im Jahreslauf: Pflanzengesellschaften wurden so gewählt, dass jede Jahreszeit eigene Akzente setzt – vom ersten Austrieb im Frühling über die sommerliche Blüte bis hin zu Herbstfärbung und winterlicher Struktur. Auch vorhandene Bestandsbäume konnten in das Konzept eingebunden werden, wodurch ein harmonisches Zusammenspiel von Alt und Neu entsteht. Die Entsiegelung vormals versiegelter Flächen aktiviert zudem das Bodenleben und steigert die ökologische Qualität des gesamten Areals. Kurzum: Hier ist ein Refugium entstanden – für Menschen, für Tiere und für die Stadt. Ein Stück gelebtes „Leben und
Arbeiten“.

Eine Baukulturgeschichte von VAI.

Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg.
Es bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen zu diversen Bauten. Mehr Infos auf www.v-a-i.at

Raiffeisen Vorplatz und Mitarbeiter(innen)garten, Bregenz

Bauherr: Raiffeisen Landesbank Vorarlberg
Architektur: Land Rise | DI Maria Anna Schneider-Moosbrugger
Planung: 2020–2023
Ausführung: 2023–2025
Fachplanung: Brunner Gartenbau, Höchst; Rhomberg Bau, Bregenz; Waldmetall Dietmar Bechter, Hittisau; Konrad Felder Metall, Andelsbuch; Hörburger Energietechnik, Altach

Land Rise dankt Alexander Wenigmann (Prok.Betr.Oec. | Leitung GB Servicebank a. D.) für die Zusammenarbeit in der Planungsphase.