Beim nachhaltigen Bauen wird der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet –
vom Bau über die Nutzung bis hin zum Rückbau.
Die gesamte Planung ist dabei auf ökologische Aspekte wie die richtige Materialwahl,
aber auch ökonomische Aspekte wie Betriebskosten und soziokulturelle
Aspekte wie die Auswirkungen auf die Bevölkerung gerichtet.
Ein großer Anteil des nachhaltigen Bauens ist auf die Minimierung des Energieverbrauchs gerichtet.
Hier lässt sich mit relativ wenig Einsatz viel bewirken. Grünes Bauen heißt auch immer,
Einflussfaktoren zu optimieren – das können Materialien ebenso sein wie Prozesse und Technik,
aber auch die Bewahrung von Naturflächen.

Primärenergie beachten

Bei Materialien kommt es auch auf den Primär-Energie-Inhalt (PEI) an. Dieser zeigt, wie viel Energie etwa in Holzfaserplatten steckt – vom Wald bis zur Baustelle. Der PEI variiert je nach Herstellung und Transportweg: Wenn eine Firma die feucht geformte Holzmasse mit üblichem Strom trocknet, dann verschlechtert das den PEI. Stammt der Strom aber aus einer Turbine, die im Flussbett hängt, verbessert dieser sich. Während der Herstellung können auch Schadstoffe entstehen. Pro Tonne Aluminium ergeben sich zum Beispiel 1,5 Tonnen Rotschlamm. Darum sollte Aluminium sehr bedacht angewendet werden. Besonders beliebt sind beim nachhaltigen Bauen ökologische Dämmstoffe wie Jute oder Hanf. Aber auch Holz, Lehm und Naturfarben auf Pflanzenbasis oder aus Kalk werden gerne eingesetzt. Durch eine gute Wärmedämmung kann am meis-ten an Heizkosten eingespart werden. Und das gefällt auch der Umwelt. Experten empfehlen, auf Dämmmaterialien wie Mineral- und Steinwolle zu verzichten und stattdessen natürliche Stoffe zu nutzen. Deren Dämmwerte und Schallschutz sind gut, zudem sind sie energiesparend hergestellt. Außerdem sind sie unbedenklich für Menschen und Umwelt – egal ob beim Verbauen, der Nutzung und später bei der Entsorgung oder dem Recycling. Viele natürliche Dämmstoffe sorgen beim nachhaltigen Bauen zudem für ein gutes Raumklima, da sie einen hohen Anteil von Feuchtigkeit aufnehmen.

Natürliches nutzen

Wer nachhaltig baut, kann sehr gut natürliche Energie- und ökologische Rohstoffquellen nutzen. Dazu zählt beispielsweise der Einsatz von Wärmepumpen, bei denen die Temperatur von Grundwasser, Erdwärme oder Umgebungsluft fürs Heizen verwendet wird. Wichtig sind hierbei die Größe und Beschaffenheit des Grundstücks. Solarheizungen sind in den jüngsten Jahren günstiger und effektiver geworden. Diese sind aber teils nur saisonal nutzbar. Holz- und Pelletöfen sind als klimaschonende Heizmethode gut etabliert. Dabei wird ein Rohstoff mit neutraler CO2-Bilanz genutzt. Die Installation ist recht einfach und solche Heizanlagen sind auch gut nachrüstbar.

Ohne Flächenversiegelung

Auf bebauten Flächen kann Regenwasser nicht versickern. Doch das ist wichtig, weil es zur Grundwasserneubildung und zum Hochwasserschutz beiträgt. Einfahrten, Wege, Terrassen und Gärten sollten deshalb mit wasserdurchlässigen Belägen gestaltet werden, etwa mit Rasengittersteinen, Rindenmulch oder Natursteinen mit Erdfugen. Daran sollte bereits gedacht werden, wenn die Einfahrt gepflastert wird.

Traditionelle Baustoffe

Wer durch Baumärkte schlendert, stellt fest: Es gibt überall alles und überall das Gleiche – preiswerte Materialien aus aller Welt überschwemmen die Regale. Früher war der Transport von Materialien zum Häuserbau teuer. Deshalb baute man mit dem, was es vor Ort oder in der Umgebung gab: Holz aus dem benachbarten Wald, Naturstein aus dem nächstgelegenen Steinbruch. Die industrielle Vorfertigung von Bauteilen beschleunigte ab den 1950er-Jahren den Bruch mit dieser Tradition. Heute spricht wieder einiges für die Verwendung von Materialien aus der „Nachbarschaft“. Wenn Lebensmittel auf dem nächsten Bauernhof gekauft werden, warum dann nicht auch Materialien fürs Haus? Der Charakter der Region bleibt erhalten, da die Materialien sich harmonisch ins Ortsbild fügen. Viele Landstriche bewahren so ihre Unverwechselbarkeit. Auch die Handwerker und Wirtschaftskreisläufe profitieren, Arbeitsplätze werden gesichert. Zudem sind die Materialien schadstoffarm, somit gut für die Gesundheit, oft wiederverwertbar – also nachhaltig.