Das Haus, das sich Christine und Martin Theurl von Rainer Huchler
haben planen lassen, ist maßgeschneidert für seine Bewohner.
Es sollte anders sein als übliche Holzhäuser, in dem außerdem
der Aussicht wegen im Obergeschoß gewohnt wird.

Autorin: Edith Schlocker | Fotos: Stefan Hauer

Dass das Haus, wenn sie einmal eines bauen würden, aus Holz sein muss, war für Christine und Martin Theurl unverhandelbar, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie immer in einem solchen gewohnt haben. Ihren Traum haben sich die beiden Götzner nun erfüllt, nachdem sie in Übersaxen ein kleines Grundstück „mit wunderbarer Aussicht“, so der Bauherr, gefunden haben. Dass sie sich ihr Haus von Rainer Huchler haben entwerfen lassen, war keine Frage, ist dieser doch ein Uraltfreund der Theurls.

Der ca. 540 Quadratmeter große Bauplatz liegt mitten im verbauten Siedlungsgebiet des 630-Einwohner-Dorfs Übersaxen. Weshalb bald klar war, dass der Neubau sicher kein Bungalow werden wird. Das Haus ist ganz auf die Bedürfnisse des Paares zugeschnitten, auch in seiner Größe. Die 104 Quadratmeter Wohnfläche werden zu einem großen Teil von einem offenen Wohnraum eingenommen. Dominiert von der Küchenzeile auf der einen und der großen, in den Baukörper hineingeschnittenen holzbeplankten Terrasse auf der anderen Seite als (fast) nahtlose Verlängerung des Innenraums.

Eine hohe massive Brüstung umfasst die Richtung Südwesten ausgerichtete Terrasse. Die intern in die hölzerne Brüstung eingebauten Nischen sind dafür da, um hier das Holz für den Ofen zu stapeln, der für den Wohnraum geplant ist. Vorerst gibt es allerdings erst einen von Rainer Huchler gemachten Entwurf dazu.

„Wir haben das Haus ganz auf die Ausblicke ausgerichtet.“

Rainer Huchler
Architekt

Dass dieser große Wohnraum so luftig hell daherkommt, ist nicht zuletzt den in die Längsseite geschnittenen Fensterbändern zu verdanken. Sie sind innen dunkelbraun, die mit Gipskartonplatten beplankten Wände sind weiß gestrichen, die Decken sind aus Fichte, die Böden aus geölter geräucherter Eiche. Dominiert wird der Wohnraum von einem Tisch, an dem locker zwölf Personen Platz haben. Als Barriere quer in den Raum gestellt, direkt angedockt an den weißen Küchenblock samt Arbeitsplatte aus schwarzem Granit. Im hinteren Teil des Hauses sind eine kleine Speis, das Schlafzimmer und – durch eine Schiebetür getrennt – das Bad eingerichtet. Es hat denselben Fußboden wie alle Räume im Wohngeschoß, statt Fliesen wurde allerdings ein purer weißer Latexanstrich gewählt.

nks des offen in den Baukörper eingehausten Autoabstellplatzes. Vom Foyer samt Garderobe geht es rechts nach oben, links kommt man zu einem kleinen Gästezimmer samt Bad bzw. dem kalten, auch von außen zugänglichen Schopf, der auch als Einliegerwohnung für eine spätere, andere Nutzung dienen kann. Was das Haus aber von den Häusern der Umgebung grundlegend unterscheidet, ist seine äußere Form und dessen sehr spezielle Hülle. Sind seine Längsseiten doch leicht gebaucht, wodurch das Haus fast wie ein in der Wiese gestrandetes Schiff wirkt. Der Bau wurde aus mit Holzwolle gedämmten Elementen, die außen vertikal mit unbehandelten Fichtenbrettern verkleidet sind, errichtet. Über dem „Rumpf des Schiffes“ scheint ein geometrisch abstrakt geknüpftes „Netz“ aus zwei und drei Zentimeter dicken hölzernen Latten geworfen zu sein. Ein Gestaltung, die an ein Fachwerk erinnert und andererseits die Fassade in spielerischer Raffinesse strukturiert. Horizontale und vertikale Elemente wirken wie aufgehoben, wenn sich hölzerne Fassadenteile partiell über Fenster schieben oder fein geschlitzt sind. Was in Sachen Kühlung wahre Wunder wirkt. Und der Knick der Längsfassaden setzt sich auch an der fünften Fassade, dem beschieferten Dach, fort.

Daten & Fakten

Objekt Haus Theurl, Übersaxen

Bauherr Martin und Christine Theurl

Architektur marte – huchler, Rainer Huchler, www.rhuchler.com

Statik Leitner ZT, Schröcken, www.zte.at

Fachplanung Baukoordination: Kurt Gau, Feldkirch

Planung 6/2017–12/2017

Ausführung 11/2017–10/2018

Grundstücksgröße 536 m²

Wohnnutzfläche 104 m²

Keller/Fahrradraum 35 m²

Bauweise Holzriegelkonstruktion mit Holzwolle gedämmt; Massivholzdecken; Fassade sägeraue Fichte

Ausführung Baumeister: Geser, Alberschwende; Fenster: Zech, Dornbirn; Elektrik: Markus Meissl, Feldkirch; Installationen: Klaus Ammann, Götzis; Zimmermann: Dobler, Röthis; Spengler: Ulrich Heinzle, Koblach; Trockenbau: Milan Montage, Rankweil; Estrich: Engstler, Lorüns; Parkett: Rene Bechtold, Weiler; Sonnenschutz: Markus Berthold, Rankweil; Glas: Längle, Götzis; Möbel, Türen: Hase und Kramer, Dornbirn; Kamin: Baurenhas, Alberschwende

Energiekennwert 13,2 kWh/m² im Jahr (HWB)