Zeitlos stilsichere Metamorphose
Der Umbau des Hotels Schwärzler in Bregenz besticht
mit großer Kenntnis vom Detail, hochwertigen Materialien
und zeitloser Eleganz. Von der dunkelroten Samtcouch
im gläsernen Windfang über die gewellte Untersicht der Holzdecke
im Speisesaal, deren Auskragung umsichtig ein Stück Terrasse
überdacht bis hin zum geschmackvollen, holzvertäfelten Betthaupt
feierten die Architekten Dorner\Matt hier auch gekonnt
die Meisterschaft des Handwerks im Bregenzerwald.
Es bringt Stil, Qualität und Ortsbezug.
Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel
Das Hotel Schwärzler ist erstes Haus am Platz: Wenn der Bundespräsident zu den Festspielen reist, übernachtet er dort in der Präsidentensuite. Das Haus hat Tradition. 1930 kauften Emma und Karl Schwärzler aus Lingenau das Gasthaus „Zur Wälderbahn“ in Weidach. Baumeister Romedius Wacker hatte es 1905 errichtet, die Schwärzlers machten es zum Gasthof „Rieden“. Dank seiner Lage an einer Station der Wälderbahn ging er bestens. Nach Emmas Tod 1973 erweiterten Sohn Helmut und Ruth Schwärzler den Gasthof um 40 Zimmer, Hallenbad und Gastgarten zum „Hotel Schwärzler“.
Die nächste Generation – die Zwillinge Hubert und Helmut Schwärzler – standen vor großen Aufgaben: Zimmer und Haustechnik mussten erneuert, das Erscheinungsbild upgedatet, Kapazitäten erweitert werden. Sie erstellten einen Masterplan, nach dem sich das Haus in die Zukunft entwickeln sollte, ohne seine Geschichte zu leugnen. Die Nähe zur Natur, weltoffene Gastlichkeit und ein starker Bezug zur Region bestimmen seine Identität. Als Architekt kam also nur ein Vorarlberger mit weitem Horizont in Frage. „Regionalität ist im ,Schwärzler‘ ein wichtiger gelebter Wert“, so Bauherrin Andrea Schwärzler. „Wir sind in Vorarlberg verwöhnt mit einer hohen Dichte hervorragender Architektinnen und Architekten. Christian Matt kannte das Hotel als Stammgast bestens und konnte somit die Gästebedürfnisse sehr gut berücksichtigen.“
Das „Schwärzler“ liegt am Fuß des Gebhardsberges. Über Jahrzehnte wurde immer wieder umgebaut. Nun galt es, dieses Konglomerat so zu modernisieren, dass es auch mit dem geplanten neuen Zubau harmonierte. 2005 wurde saniert, 2013/14 erneuerten Dorner\Matt die Zimmer mit ausgesuchtem Mobiliar, mit Ausstattung und Balkonbrüstungen in bemerkenswert schlichter Eleganz und richteten 25 neue „Superior“-Zimmer hochwertig ein. 2017 wurde das Restaurant „Babenwohl“ erneuert, heuer kam ein neuer Trakt mit 47 Premium-, Deluxe-Zimmern und Junior-Suiten dazu. Er veredelt den Gastgarten zum lauschigen Hof und gibt ihm mit seiner holzverkleideten Loggienfront einen Rahmen. „Wir haben den Hof nach Südwesten geöffnet und größer gemacht“, so Architekt Christian Matt. Wir wollten einen Anker zwischen alt und neu schaffen. Früher regierte hier der Geschmack der 1970er, wir brachten eine klare Linie mit hoher Qualität in der Materialität herein.“ Die Projektleiterinnen Patricia Ruetz und Alexandra Zumtobel setzten diese Linie engagiert durch und um.
„Wir wollten einen Anker zwischen Alt und Neu schaffen.
Früher regierte hier der Geschmack der 1970er, wir brachten eine klare Linie
mit hoher Qualität in der Materialität herein.“
Christian Matt
Architekt
Den neuen Wind spürt man schon am Entree: Da steht eine dunkelrote Samtcouch auf zarten Stahlbeinen an der holzvertäfelten Außenwand in einem gläsernen Kubus vor der Rezeption, die sich gleich ins Foyer fortsetzt. Hier kann man bei jedem Wetter auf ein Taxi, den Bus, Freunde warten oder einfach beobachten, wer kommt und geht. Der Kubus ist ein faszinierender Raum zwischen innen und außen, er fungiert als Auslage und Visitenkarte für das Hotel ebenso wie für alle, die hier sitzen. „Diese Couch unter der spiegelnden Decke hat eine hohe Instagrammability“, sagt Christian Matt, sie eignet sich sehr als Fotomotiv im Netz. Die Couch stammt – wie ihre Pendants im ganzen Haus, von Johannes Mohr in Andelsbuch, der das Handwerk der Polsterei meisterlich pflegt.
Nicht nur wer gerne raucht, schätzt das Flugdach vor dem Eingang. Er liegt strategisch bedeutsam: links die Rezeption, rechts das Restaurant, durch dessen Innenfenster man auf die zwei Gemälde der Gründer sieht. Geradeaus eine ausladende Freitreppe zu den Zimmern und dahinter eine lange, u-förmige, edle Bar aus schwarzbraunem Corian, die in die Lobby mündet. Im geschützten Bereich bei der Treppe bleiben Nachtschwärmer gern hängen, während man vom exponierten Ende alles überblickt: Breite Eichendielen am Boden, gepolsterte Sofas, eine wellenförmige, holzverkleidete Deckenuntersicht, die souverän die Unterzüge in ihrer weichen Form absorbiert und den Eindruck erzeugt, nahtlos ins Vordach der Terrasse und damit in den Gastgarten überzugehen.
Die Nischen mit den Lampen aus schwarzem Juppenstoff von Anna Claudia Strolz im „Babenwohl“ eignen sich perfekt fürs Kartenspiel. Formschöne Ledersessel und Bänke unter einem akustisch wirksamen, roten Firmament, in dem LED-Sternchen für gute Lichtstimmung sorgen, bilden ein stilvolles Ambiente. In den Zimmern sorgen viel Eichenholz, die geradlinige Formensprache der Betten, das indirekt beleuchtete Betthaupt, Lampen aus Juppenstoff am Nachttisch, dunkelrote Stoffnischen, schöne Bäder, eine dezente Lichtregie sowie raumhoch verglaste Schiebefenster mit Direktzugang auf die Loggia für großes Wohlbefinden. Die Liebe der Hoteldirektorin Susanne Denk zur Literatur spiegelt sich in „Schwärzlers feiner Literatursalon“, der jährlichen „Literatur im Schwärzler“ und auch im Detail: In jedem Zimmer begeistert die kuratierte Auswahl niveauvoller Bücher, in denen man im Lederfauteuil genußvoll schmökern kann.
Daten & Fakten
Objekt Um- und Zubau Hotel Schwärzler, Bregenz
Bauherr Hotel Schwärzler
Architektur Dorner\Matt, Bregenz, www.dorner-matt.at
Statik Mader Flatz ZT, Bregenz
Fachplanung Bauphysik: Günter Meusburger, Schwarzenberg; Elektro: Kiechel & Hagleitner, Bregenz, Heizung Lüftung Sanitär:
Ingenieurbüro Töchterle, Bürs
Planung 2017–2018
Ausführung 8/2018–5/2019
Um- und ZubauIm Erdgeschoß neu: Eingangsbereich, Rezeption, Lobby, Lounge, Brasserie und Frühstücksraum, Bar, Backoffice, Liftanlage, kompletter Seminartrakt, Vergrößerung der Küche; Im Untergeschoß neu: Wellnessanlage, Fitnesscenter, Tiefgarage; Zusätzlich gibt es 48 neue Zimmer, davon eine große Suite und 7 Junior-Suiten
Bauweise Aufstockung 4. Obergeschoß Holzbauweise; Anbau Stahlbeton
Besonderheiten Um- und Zubau zum größten Teil bei laufendem Betrieb; Herausforderung, kurze Bauzeit von 10 Monaten; nahtloser Übergang zwischen Neu- und Altbau; enge Zusammenarbeit mit Bauherren
Ausführung Baumeister: i+R Gruppe, Lauterach; Fenster: Böhler,Wolfurt; Innenausbau: Heinz Rüscher, Schnepfau; Böden: Christian Fend, Wolfurt; Heizung/Lüftung: Markus Strolz, Bregenz, Gruber, Wolfurt; Elektro: Kiechel & Hagleitner, Bregenz; Garten Anton Moosbrugger, Hörbranz